Neuauflage der Transparenzinitiative Abrechnungssysteme des BEMD
Die Anzahl der IT-Lösungen für den Meter to Cash-Prozess ist deutlich gestiegen. Um in der sich wandelnden Branche den Überblick zu behalten, hat der BEMD e.V. eine Neuauflage seiner "Transparenzinitiative Abrechnungssysteme für den Meter to Cash-Prozess" durchgeführt: mit 22 IT-Lösungen bildet diese den deutschen Markt nun vollständig ab und bietet eine transparente Orientierungshilfe.
Ein Gastbeitrag von Dirk Briese, Geschäftsführer des Bundesverbands der Energiemarktdienstleister e.V. (BEMD)
Die aktuelle Neuauflage der Transparenzinitiative Abrechnungssysteme des Bundesverbands der Energiemarktdienstleister e.V. (BEMD) hat den deutschen Markt von IT-Lösungen für den Meter to Cash-Prozess analysiert. In Zeiten mit erhöhten Kundenanforderungen hinsichtlich einer Flexibilisierung der Geschäftsmodelle und Trends wie Cloud Computing und Multi-Channel-Zugang setzen die betrachteten IT-Anbieter vermehrt auf Plattformlösungen sowie zum Teil bereits ebenfalls auf die Unterstützung des Ausbaus neuer Geschäftsfelder.
Plattformlösungen und die Unterstützung neuer digitaler Geschäftsmodelle gehören zu den Zukunftsstrategien von IT-Anbietern im Bereich Abrechnungssysteme
Für die Energiewirtschaft und ihre Dienstleister sind die Anforderungen an ihre IT-Lösungen Meter to Cash in den vergangenen Jahren weiter kontinuierlich gestiegen – Tendenz anhaltend. Anbieter von Software-Lösungen sind gefordert, mit Herausforderungen wie u. a. einem zunehmenden Wettbewerb sowie der Entstehung neuer, plattformbasierter Systeme Schritt zu halten, um sich selbst am Markt zu behaupten. In welcher Form ihnen das gelingt, hat der BEMD in seiner Neuauflage der Transparenzinitiative für den Meter to Cash-Prozess untersucht; mit nunmehr 21 Anbietern und insgesamt 22 IT-Lösungen deckt sie den deutschen Markt fast vollständig ab. Neben der Kernfrage, welche IT-Lösungen es für den kompletten Abrechnungsprozess im deutschen Markt derzeit gibt, wurden u. a. auch die Strategien der IT-Anbieter im Hinblick auf Plattformfähigkeit und der Unterstützung neuer Geschäftsfelder näher analysiert.
Der Trend entwickelt sich von den monolithischen Lösungen hin zu Plattformlösungen
Die Komplexität von Anforderungen der EVU nimmt stetig zu. Dieser Komplexität kann aber in der Regel eine einzelne Lösung nicht mehr gerecht werden. In der Analyse der Transparenzinitiative lässt sich bei den 21 IT-Anbietern dementsprechend eine Entwicklung weg von monolithischen Lösungen hin zu Plattformen beobachten. Diese Entwicklung wird durch Trends wie Cloud-Lösungen und Service-orientierte Architekturen verstärkt. Im Rahmen der Transparenzinitiative wurde daher – neben vielen anderen Kriterien – auch das Thema Plattformfähigkeit der Lösungen analysiert und in einer Größe „Plattformstärke“ zusammengefasst.
Für den Einsatz als Komponente in einer Plattform sind verschiedene Eigenschaften einer Software-Lösung entscheidend, die sich in sieben Kategorien unterteilen. Im Rahmen der Basiseigenschaften werden grundlegende Eigenschaften wie Modularität, die Verfügbarkeit eines WebClients oder Mehrmandantenfähigkeit beleuchtet. Für die reibungslose Integration verschiedener Stammdatenmodelle ist die Transparenz des Datenmodells entscheidend. Eine gekapselte Bereitstellung von Daten über eine API ist hier einer Offenlegung der SQL-Datenbankstruktur vorzuziehen. Lösungen, die eine größere Vielfalt an Datenbanken unterstützen, bieten Vorteile hinsichtlich der Flexibilität.
Analog hierzu erleichtert eine Vielzahl an offenen Schnittstellen die Anbindung von weiteren Komponenten und reduziert die Anzahl notwendiger Adapter-Lösungen. Lösungen, die echtzeitfähige Kommunikation via Web-Services unterstützen, bieten Vorteile gegenüber einer Stapelverarbeitung, z.B. via CSV-Schnittstelle. Darüber hinaus werden sowohl die eingesetzten Programmiersprachen bzw. Frameworks für die Applikation als auch die Middleware sowie die Entwicklungsplattform betrachtet. Hierbei werden Softwarelösungen auf Basis höherer Programmiersprachen als geeigneter für die Integration in Plattformen eingestuft.
Innovation + Automation + Plattform = Zukunftsfähigkeit
Der Markt der Lösungen im Meter to Cash-Prozess hat sich in den letzten Jahren stetig entwickelt. Die steigenden Bedürfnisse der Kunden nach einer erhöhten Flexibilisierung der Geschäftsmodelle und Trends wie Cloud Computing und Multi-Channel-Kundenzugang erfordern ein Umdenken im IT-Lösungsdesign. Diese Marktbewegung wird nach Sicht des BEMD durch diverse Initiativen und Ansätze für Plattformlösungen als Integrationsplattformen für unterschiedlichste Speziallösungen und Cloud-Ansätze bedient. Eine hohe Integrationsfähigkeit der Lösungsanbieter in derartige Plattformkonzepte ist demnach ein wichtiger Indikator für die Zukunftsfähigkeit der Lösungen. In diese Zukunftsfähigkeit können jedoch nicht nur die alleinigen technischen Möglichkeiten einbezogen werden, sondern auch die Referenzbasis und die Leistungsfähigkeit der Anbieter. Diese kann auf der Basis der vorliegenden Erhebung an der Anzahl der Mitarbeiter für das jeweilige Produkt indiziert werden.
Neben der Abbildung der „klassischen“ Prozesse im Meter to Cash wie Abrechnung, Kundenservice etc. wurde im Rahmen der Neuauflage der Transparenzinitiative an verschiedenen Stellen beleuchtet, inwieweit die Anbieter den Kunden im Auf- und Ausbau neuer Geschäftsfelder unterstützen. Für relevant wurde für die Erschließung von neuen Geschäftsfeldern hierbei erachtet, ob der Anbieter die Kundenprozesse gut unterstützt, NON-Commodities abbilden kann, welche Lösungen für heute bereits etablierte Themen im Bereich Energiedienstleistungen existieren und ob neue innovative Ansätze wie Blockchain o. ä. abbildbar sind.
Konkret ergeben sich neben der Gegenüberstellung der Anbieter einige Ableitungen, die den Markt Meter to Cash heute kennzeichnen. So haben 82 % der Anbieter fertige Lösungen zum Thema Mieterstrom, 91 % aller Anbieter sind fähig, non-Commodity Produkte abzubilden und nur 27 % der Anbieter haben Erfahrungen mit Voicebots und 41 % mit Chatbots. Neue, innovative Themen sind insgesamt noch zurückhaltend abgebildet: so bieten zwar schon 64 % der Anbieter Lösungen für die Ladesäulen-Abrechnung an, aber erst 23 % haben Erfahrungen mit Smart Contracts (Blockchain).
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