Stellenwert von Bonitätsanalysen im Kreditrisikomanagement

Zahlreiche äußere Faktoren stellen Unternehmen der Energiewirtschaft derzeit vor große Herausforderungen. Vor allem das Erfordernis einer sachgerechten Bewertung, Steuerung und Überwachung von Kreditrisiken zeichnet sich als zunehmend komplex ab. Mit einer Befragung evaluierten die Energieforen und CredaRate, welchen Einfluss die aktuelle Situation auf eine adäquate Kreditrisikomessung ausübt.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Finanzen und Controlling
Themen:
Bonitätsprüfung Rating Risikomanagement Kapitalanlage Finanzen
Stellenwert von Bonitätsanalysen im Kreditrisikomanagement

Die Corona-Krise hat ein beispielloses politisches und wirtschaftliches Stützungsprogramm auf öffentlicher und privatrechtlicher Ebene erforderlich gemacht. Allerdings steht die Bewährungsprobe für die meisten Unternehmen und Kreditgeber erst noch bevor, nämlich dann, wenn Zuschüsse, Förderkredite und Moratorien auslaufen. Gleichzeitig sorgen die stark gestiegenen Energiepreise bei Industrieunternehmen für erhöhte Produktionskosten, die oft nicht im selben Umfang an die Endkunden weitergegeben werden und daher zu einer unmittelbaren Bedrohung von Rentabilität und Solvenz führen können.

Solche oder ähnliche Krisensituationen stellen daher insbesondere auch für das Risikomanagement eine große Herausforderung für Unternehmen der Real- und Finanzwirtschaft dar. Gemeinsam mit der CredaRate Solutions GmbH wurde aus diesem Grund eine Umfrage zum Thema Stellenwert von Bonitätsanalysen im Kreditrisikomanagement erstellt, die den derzeitigen Status quo bei Stadtwerken und Energieversorgern erfasst.

Stellenwert des Kreditrisikomanagements

Zunächst ist festzuhalten, dass für mehr als die Hälfte der Befragten das Kreditrisikomanagement einen hohen bis sehr hohen Stellenwert im eigenen Unternehmen besitzt. Weiterhin erwarten 60% der Befragten, dass sich der Stellenwert in Zukunft noch weiter erhöhen und somit das Kreditrisikomanagement deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Insbesondere im Handelsgeschäft wird der Bonitätsbeurteilung eine große Relevanz bescheinigt. Je nach Unternehmensgröße werden durchschnittlich zwischen zwei bis fünf Mitarbeitende im Bereich Kreditrisikomanagement eingesetzt.

Eine einheitliche Aussage trafen die Befragten hinsichtlich der eingesetzten Verfahren: Während noch rund 40% der Teilnehmenden ausschließlich Informationen von Auskunfteien nutzen, setzen bereits 60% bei ihrer Bonitätsprüfung auf toolgestützte Modelle, wie z. B. Rating- oder Scoringverfahren.

Kurven und Zahlen auf einem Tableau

Einbinden von Informationen in den automatisierten Managementprozess

Die Frage, inwieweit die Ergebnisse aus diesen Verfahren im weiteren Steuerungs- und Managementprozess Berücksichtigung finden, wurde von den Teilnehmenden der Umfrage sehr unterschiedlich beantwortet. Bei einem Teil werden die Ergebnisse aus den Rating- bzw. Scoringverfahren lediglich zu Informationszwecken ermittelt, ohne dass sie in den weiteren Steuerungsprozess einfließen. Andere nutzen und verarbeiten die Bonitätsinformationen in weitergehenden Steuerungsprozessen wie z.B. Limitsystemen.

Hinsichtlich der Frage, wie automatisiert der Kreditrisikomanagementprozess heute abläuft, haben die meisten Befragten auf teilweise bereits digitalisierte bzw. automatisierte Abläufe in ihren Unternehmen hingewiesen. Das bestätigen auch die Antworten zu der Frage nach einer elektronischen Übermittlung von Jahresabschluss- bzw. Finanzinformationen. Diese bejahten 80% aller Befragten. Insoweit gewinnt die Prozessdigitalisierung, ähnlich wie in der Finanzindustrie, auch bei Energieversorgern zunehmend an Bedeutung.

Bewertung von ESG-Risiken

Die Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten im Risikomanagement spielt aktuell noch eine untergeordnete Rolle. 60% der Befragten planen derzeit noch nicht, Nachhaltigkeits- bzw. ESG (Environment, Social, Governance)- Aspekte in ausdrücklicher Weise im Rahmen ihrer Kreditrisikosteuerung zu berücksichtigen. Dies überrascht, zumal davon ausgegangen werden muss, dass insbesondere im Zuge des Klimawandels das Risiko steigender CO2-Preise in seiner Manifestation als Transformationsrisiko sowohl im B2B- als auch im B2C-Umfeld einen signifikanten Einfluss auf Unternehmens- und Kundenbonität haben wird.

Diagramme und Zahlen auf einem Tablet-Bildschirm

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Kreditrisikomanagement im Bereich der Energiewirtschaft bereits einen hohen Stellenwert hat und zukünftig noch erheblich an Bedeutung gewinnen wird. Die meisten der befragten EVU haben den, durch die Pandemie und die dramatische Preisexplosion am Energiemarkt, ausgelösten Veränderungsdruck auf die Rahmenbedingungen für ihr wirtschaftliches Handeln und ihr Risikomanagement erkannt, denn diese Entwicklungen können zukünftig zu erhöhten Ausfallraten im Energiesektor führen. Mit geeigneten Instrumenten, insbesondere Ratingverfahren mit hoher Prognosegüte, sollte daher der Steuerungsprozess im Kreditrisikomanagement an diese Anforderungen angepasst werden.

Darüber hinaus wird die Bewertung von ESG-Faktoren, gerade unter den umweltpolitischen Einflüssen und daraus resultierenden Vorgaben des Gesetzgebers, immer wichtiger. Zur Beurteilung der Nachhaltigkeit im Rahmen von Kreditvergaben werden inzwischen immer häufiger sogenannte „ESG-Scoringverfahren“ eingesetzt. Häufig beeinflussen ESG-Faktoren die Wirtschaftlichkeit, die Marktsituation und damit die allgemeine Performance der Unternehmen und bergen demzufolge auch in erheblichem Umfang solche Risikomerkmale, die in Bonitätsratings nicht abgebildet werden können. Insoweit wird im Rahmen des Risikomanagements von EVU auch ein Blick auf die eigenen Nachhaltigkeitsrisiken kurzfristig von eminenter Bedeutung sein.

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