Gastbeitrag: Big Data – Wo liegen Potentiale und wo die Daten?

Alle reden von Big Data, doch häufig wird das vorhandene Potential von Stadtwerken nicht ansatzweise ausgeschöpft. Inga Busch, Key Account- und Produktmanagerin der frisch gegründeten DIPKO GmbH, ist sich sicher: Datengenerierung und Digitalisierung fangen im Querverbund an.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Analytik und IT
Themen:
Big Data Datenqualität Digitalisierung
Gastbeitrag: Big Data – Wo liegen Potentiale und wo die Daten?

Ein Gastbeitrag von Inga Busch, Key Account- & Produktmanagerin der DIPKO GmbH

Alle reden von Big Data, doch häufig wird das vorhandene Potential zur Datengenerierung eines Querverbundstadtwerks nicht ansatzweise ausgeschöpft. Oder – und das ist noch viel bedenklicher – der Zugriff auf die Daten wird anderen, externen Drittanbietern, überlassen.

Die Frage nach der Wertigkeit

Der Einsatz von Drittanbieter ist durchaus sinnvoll, denn auf diese Weise können Stadtwerke ihr Produktportfolio sehr einfach und kurzfristig um neue Leistungen erweitern. Häufig sind es weiterführende Energie-Produkte, wie z. B. Photovoltaikanlagen, die über Konfigurationsstrecken mit anschließendem Kaufabschluss digital erworben werden können. In diesem Zuge werden vertrieblich wichtige Kundendaten generiert. Doch wie „wertig“ sind diese Daten für das Stadtwerk im Hinblick auf Quantität und Verfügbarkeit? Bleiben wir zur Veranschaulichung bei dem Beispiel der Photovoltaikanlage und betrachten im ersten Schritt den Aspekt der „Quantität“: Die Stückzahl verkaufter Anlagen pro Jahr fällt in der Regel eher gering aus und somit auch die Anzahl, der in diesem Zusammenhang erzeugten Datensätze.

Digitalisierung fängt im Querverbund an

Will man also „Big Data” generieren, dann sollte man vielmehr auf Leistungen setzen, welche die breite Masse ansprechen. Genau an dieser Stelle können zahlreiche Stadtwerke ihr nicht imitierbares Alleinstellungsmerkmal zum Tragen bringen: den Querverbund. Mit sechsstelligen (oder mehr) Fahrgast- und Besucherzahlen bieten der ÖPNV und Schwimmbäder einen wirksamen Hebel, um im Sinne der Quantität „Big Data“ zu generieren. Zumal handelt es sich bei diesen Produkten um stadtwerkeigene Produkte, die fest in der DNA des kommunalen Querverbunds verankert sind. Die Erwartungshaltung der Kunden beim Kauf von Eintrittskarten für Freizeiteinrichtungen, ist ebenfalls ganz klar: Der Kauf muss online stattfinden können! Aus anderen Branchen sind wir es schließlich gewohnt, Tickets digital kaufen zu können – losgelöst von Öffnungszeiten und lokalen Verkaufsstellen. Warum bilden kommunale Einrichtungen hier also eine Ausnahme und integrieren ausgerechnet die eigenen (Querverbunds-)Leistungen nicht in ihre Digitalisierungsstrategie?

Datenhoheit als Garant für digitale Wertschöpfung

Richten wir nun den Blick auf die Frage nach der Verfügbarkeit der über Drittanbieter erzeugten Kundendaten: Wo werden die Daten eigentlich gespeichert?

Gruppen von Menschen stehen in einem großen weißen Raum. Sie sind mit weißen Linien vernetzt.

Big Data – Wer hat Zugriff auf die Daten?

In den meisten Fällen liegen die Daten tatsächlich bei dem Drittanbieter und nicht, wie man eigentlich erwarten würde, beim Stadtwerk. Das liegt daran, dass externe Anbieter kaum in die Systeme des Stadtwerks integriert sind. Jeder Drittanbieter stellt sein eigenes digitales Kundenkonto, samt Registrierung und Login. Nimmt ein Kunde über das Stadtwerk die Leistung eines Drittanbieters in Anspruch, so findet der gesamte Prozess sowie die Erfassung aller Kundendaten in dem System des Drittanbieters statt. In diesem Moment gibt das Stadtwerk den Kundenzugang an den externen Anbieter ab. Es verkauft zwar die Leistung, erlangt aber keine Kenntnis über den Käufer und verfügt nicht über dessen Daten. Damit fehlt die Grundlage für die Entwicklung datenbasierter Geschäftsmodelle und neuer vernetzter Produkte.

Eine kommunale Digitalisierungsstrategie entwickeln

Um die Datenhoheit sicher zu stellen, sollten Stadtwerke diese wichtigen Prämissen in ihrer Digitalisierungsstrategie berücksichtigen:

  • Implementierung eines Single-Sign-On
  • Technologie zur Kontrolle der ausgetauschten Daten
  • Anbindung des bestehenden ERP-Systems

Mit der Single-Sign-On-Technik benötigen Kunden nur noch einen einzigen Login und haben uneingeschränkten Zugriff auf alle Leistungen eines Stadtwerks. Bildlich gesprochen geht ein Kunde dann nur noch durch eine, von den Stadtwerken kontrollierte, Tür. Stadtwerke müssen selbst entscheiden können, welche Daten sie an Drittanbieter weitergeben und welche nicht. Muss ein White-Label-Anbieter auf den kompletten Kunden-Datensatz zugreifen, oder genügt nicht auch ein geringer Auszug, um die geforderte Leistung erbringen zu können?

Um Kunden individuelle Bündelprodukte anbieten zu können, ist eine Anbindung von Drittanbietern an das bestehende ERP-System des Stadtwerks unerlässlich. Nur so können Stadtwerke künftig Kenntnis darüber erlangen, dass ihr Stromkunde Max Muster auch regelmäßig einen E-Roller ausleiht und sich zudem noch für Smart-Home-Produkte interessiert. Diese 360-Grad-Sicht auf den Kunden bildet die Grundlage für die Entwicklung vertrieblich wichtiger (Bündel-)Produkte.

Gemeinsame Dienste zentralisieren

Auch ist es sinnvoll Funktionen und Services, die alle digitalen Kundenkonten bzw. Anbieter gemein haben, für alle Leistungen zu zentralisieren. Denn nur so kann eine digitale Wertschöpfung und auch Kostenreduzierung erzielt werden.

  • Ein Payment-Anbieter für alle Zahlvorgänge des Stadtwerks:
    Laufen alle Transaktionen nur noch über einen Payment-Anbieter, werden automatisch die Kosten der einzelnen Transaktionen reduziert.
  • Eine Postbox für alle Dokumente:
    Jegliche Kommunikation mit dem Kunden sollte über eine zentrale Postbox erfolgen. Ob Energierechnung oder Dokumente eines Drittanbieters, der Kunde findet alles an einem Ort. Damit wird dem Servicegedanken des Kunden entsprochen.

Die innovative Umsetzung – aus der Praxis für die Praxis

Eine praxisnahe Umsetzung dieser Themen und Herausforderungen fordert eine intensive Auseinandersetzung mit den genannten Inhalten. Genau das hat sich das neu gegründete Start-up, dass die Energieforen Leipzig GmbH gemeinsam mit der msg systems ag und dem Ideengeber Mirco Pinske im Januar gegründet haben, zu Herzen genommen: Gemeinsam mit einigen Stadtwerken haben die drei Partner die digitale Plattform für kommunale Services (DIPKO) entwickelt. Die Plattform bietet Stadtwerken die nötigen Funktionen und Services, um eine ganzheitliche und kommunale Digitalisierungsstrategie umzusetzen. Die msg systems ag, als Technologiepartner und Gesellschafter, hat die DIPKO von Anfang an technisch so konzipiert, dass sie modular und out-of-the-box bei interessierten Stadtwerken eingeführt werden kann. Als Cloudlösung steht sie in nur wenigen Minuten zur Verfügung und wächst mit den Anforderungen und dem Bedarf des Stadtwerks.

Klingt spannend, oder?

Inga Busch ist Key Account- und Produktmanagerin bei der DIPKO GmbH. Sie hat große Erfahrung mit Kundenbindungs- beziehungsweise Bonusprogrammen für kommunale Unternehmen und hat viele erfolgreiche Marketing- beziehungsweise PR-Kampagnen durchgeführt. In ihrer Zeit bei den Stadtwerken Uelzen erhielt sie 2011 den Deutschen Preis für Wirtschaftskommunikation.