Frischer Wind im EFL-Trendradar

Technologische Innovationen, globale Herausforderungen und der Wandel in der Energiebranche prägten das Jahr 2023. Der EFL-Trendradar zeigt, warum generative KI, Erneuerbare Energien und neue Arbeitsmodelle eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft spielen und welche weiteren Trends uns zukünftig erwarten.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie und Innovation
Themen:
Trend Strategie Erneuerbare Energien KI (Künstliche Intelligenz)
Frischer Wind im EFL-Trendradar

Im Jahr 2023 hat der Umgang mit generativer KI in die tägliche Lebensrealität Einzug gehalten. Besonders die Implementierung intelligenter Technologien in die tägliche Arbeit der Energieversorger, stellte sich als eine der bedeutendsten Entwicklungen des Jahres 2023 heraus. Dies äußerte sich auch im verabschiedeten KI-Gesetz der EU, welches versucht einen regulatorischen Rahmen für die rasant wachsende Industrie vorzugeben. Das Gesetz wurde am 13. März 2024 verabschiedet und ist die weltweit erste Regulation der Technologie. Während auf der einen Seite aufregende technologische Fortschritte zu verzeichnen sind, bleiben auf der anderen Seite bereits bekannte, besorgniserregende Konflikte bestehen.

Der anhaltende Ukrainekrieg und die Blockade in Nagorno-Karabach sowie der einhergehende Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien, werfen Zweifel an der Sicherheit der Erdgaslieferungen aus Aserbaidschan auf. Diese Unsicherheiten, die auch im Trend "Geopolitische Spannungen" zum Ausdruck kommen, tragen dazu bei, dass der Ausbau „Erneuerbarer Energien“ weiter vorangetrieben wird. Auch dies setzte die EU in einer legislativen Entscheidung um und legte genaue Rahmenbedingungen sowie neue Ziele für den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur in ihrer RED III-Richtlinie fest. Wie der Aufbau weiter verlaufen wird, welche Rolle generative KI spielen wird, wie sich die aktuellen Konflikte lösen werden und welche Trends als nächstes kommen, erwarten wir mit Spannung.

Mut zur Veränderung haben

In der heutigen schnelllebigen Zeit sind Anpassungsfähigkeit und Reaktionsvermögen besonders relevant, um auf plötzliche Umschwünge in der Energiebranche (Kriege, Katastrophen, Krisen und daraus entstehende Verknappungen) zu reagieren. Daraus entstand der Trend „Veränderungskompetenz“, der das Augenmerk nicht nur auf den Aufbau von Resilienz im Krisenfall richtet, sondern Veränderung als immerwährenden Prozess sieht. In der Arbeitsrealität bedeutet dies: Die Führungskultur muss sich ändern, um zukunftsfähig zu bleiben. Führungskräfte sollten die Zusammenarbeit fördern, Mitarbeitende ermutigen und schnell auf Veränderungen reagieren können.

Der Aufbruch zu Erneuerbaren Energien ist in vollem Gange, mit erstmals mehr als 50 % Strom aus Erneuerbaren Energien und einem Rekordzubau bei Photovoltaik-Anlagen. Diese Veränderung kostet laut Prognosen bis 2030 schätzungsweise 600 Milliarden Euro. Der Großteil dieses Investivkapitals wird von öffentlichen oder privaten Unternehmen der Energiewirtschaft stammen. Um diese Finanzierung zu ermöglichen, müssen neue, vielfältige Finanzierungsinstrumente, die über den klassischen Unternehmenskredit hinausgehen, Anwendung finden. Diese „neuen Finanzierungsmodelle“, wie auch der Trend betitelt ist, sind für eine erfolgreiche Energiewende unerlässlich. 

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Anwerbung neuer Arbeitskräfte und Einbindung des neuen „Kollegen“ ChatGPT

Der „Kampf um Talente“ wird immer wichtiger: Der demografische Wandel führt zu einem zunehmenden Mangel an Nachwuchs- und Führungskräften, der eine neue Art der Unternehmensanwerbung und -bindung erfordert. Das können ein örtlich flexibler Arbeitsplatz oder Gleitarbeitszeitkonzepte sein, der Trend „ortsunabhängiges Arbeiten“ bleibt mit seiner dauerhaften Relevanz bestehen. Auch geben immer mehr Menschen an, dass ihnen eine positive Arbeits- und Teamatmosphäre wichtig sind. Dadurch kann sich Aufgeschlossenheit gegenüber Verbesserungsvorschlägen aus dem Kollegium positiv auf die Unternehmensbindung auswirken. Dies passt auch thematisch mit dem zuvor beschriebenen Trend der „Veränderungskompetenz“ zusammen. Eine weitere wichtige Komponente beim Kampf um Talente ist die Vermittlung des Sinns der Beschäftigung an die Mitarbeitenden. Immer mehr – vor allem junge – Menschen finden sich in der Frage nach dem sinnstiftenden Element wieder, einer Eigenschaft der „Sinnökonomie“, deren Relevanz sich in diesem Jahr auch erneut verstärkte.

Gleichzeitig kommen neue Instrumente zum Tragen, um bereits bestehende Mitarbeitende zu entlasten. „Künstliche Intelligenz“ wird ein immer relevanterer Teil des täglichen Arbeitskastens im Homeoffice oder im Büro. Sei es zu Recherchezwecken, als Formulierungshilfe oder Instrument zur schnellen Textzusammenfassung, die KI übernimmt mittlerweile viele anfallende, lästige Aufgaben. Dies kann sich einerseits positiv auf das Arbeitsklima auswirken, wirft jedoch andererseits neue Herausforderungen für die interne IT-Sicherheit auf. Umso wichtiger ist es Mitarbeitende zu schulen, damit sie verantwortungsvoll mit der neuen Technologie umgehen können. Auch hier bleibt der Trend „Internetkriminalität“ relevant, da zwar die innerdeutsche Internetkriminalität ein wenig abgenommen hat, die Angriffe aus dem Ausland aber stetig zunehmen.

Smarte Städte, intelligente Lösungen und elektrische Mobilität

Der Auf- und Umbau der Stadt in eine „Smart City“, mit intelligenten, passgenauen und stadtplanerischen Lösungen bleibt ein Trend, der komplementär mit der fortschreitenden Implementierung von elektrisierten Verkehrskonzepten wirkt. Hier geht es vor allem darum, die Bedürfnisse einer Stadt zu ermitteln und dementsprechende Lösungsansätze zu erarbeiten. Dezentral, kommunal und regional sind auch die neuen Leitlinien der „Wärmewende“. Hier geht es um die Vermeidung von Wärmeverschwendung, die Dekarbonisierung von Wärme und den Umstieg auf dezentrale Wärmekonzepte. Doch muss bei der Wärmewende auch der Kältebereich mitgedacht werden: Angesichts des Klimawandels und des damit verbundenen Anstiegs der Höchsttemperaturen wird Kühlung immer wichtiger, aber herkömmliche Klimaanlagen emittieren große Mengen an Treibhausgasen. Die steigende Nachfrage nach Kühlung schließt wiederum den Kreis zur „Smart City“, die mit einem ausgereiften Begrünungs- und Beschattungskonzept einen Teil des Kältenetzes im Sommer wieder auffüllen kann.

Ein Marathon, kein Sprint

Der Umbau von Städten, der Aufbau eines elektrischen Mobilitätssystems, die Umstellung auf Erneuerbare Energien, der Ausbau der Energieinfrastruktur und die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Arbeitswelt − das alles wird in einem Marathon und nicht in einem Sprint geschehen. Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass diese Trends uns noch eine Weile begleiten werden. Dennoch bleibt es weiter spannend: Legislative Entscheidungen wie das KI-Gesetz, die RED III- Richtlinie, die unter anderem eine endgültige Definition von grünem Wasserstoff vorlegte, oder auch das umstrittene neue Asylgesetz werden die Trends immer wieder neu beeinflussen und Entwicklungsimpulse in eine bestimmte Richtung geben. Auch die Vergabe von Förderungen ist ein wichtiges Instrument, um langfristige Trends zu beeinflussen. Es zeichnet sich ein neuer Trend am Horizont ab: Das Thema „CO2-Abscheidung“, derzeit eine der wenigen Möglichkeiten zur Dekarbonisierung energieintensiver Industrien wie der Zement- und Glasherstellung, dürfte in den nächsten Jahren an Relevanz gewinnen.