Lichtblick statt Blackout – Vorschau Energy for Future Leaders Kongress 2024

Für die Zukunft bedarf es manchmal einer ordentlichen Portion Mut. Im kommenden März wird uns der bekannte Kabarettist und Autor, Vince Ebert, auf seine gedankliche Reise zu dem Thema mitnehmen. Lesen Sie gern schon vorab, wie er die aktuelle Lage an der Energiewelt sieht.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie und Innovation
Themen:
Innovationen Energiepreise Energiepolitik Strategie
Lichtblick statt Blackout – Vorschau Energy for Future Leaders Kongress 2024

© Sabine Gudath 

Vince Ebert (*1968) ist Diplom-Physiker und Bestseller-Autor. 1998 begann er parallel seine Karriere als Kabarettist mit dem Ziel, natur- und gesellschaftswissenschaftliche Konzepte humorvoll zu vermitteln. Vince Ebert war jahrelang Moderator der ARD-Sendung "Wissen vor acht – Werkstatt". Seine Bücher haben sich über eine Million Mal verkauft. Darüber hinaus ist Vince Ebert einer der gefragtesten Vortragsredner in Deutschland und tritt seit 2017 auch in englischer Sprache auf. Er verfolgt konsequent die Mission, die Wissenschaft spannend zu machen und ermutigt die Menschen, ihr Gehirn zu nutzen.

Lesen Sie in diesem Kommentar seine Einschätzung zur aktuellen Energiepolitik: 

Der deutsche Energiemarkt steht bekannterweise erheblich unter Druck. Nicht zuletzt ist durch Putins Invasion, die ökologische Wende massiv ins Stocken geraten. Die Energiepreise sind so hoch wie nie zuvor und alle überschlagen sich mit Energiespartipps. Wussten Sie zum Beispiel, dass ein Deckenventilator viel weniger Strom verbraucht, wenn man vor dem Betrieb die Flügel abschraubt? Es sind eben oft die kleinen Dinge, die viel bewirken können.

Angesichts dieser prekären Lage müssen wir uns fragen, ob wir in der Energie- und Klimathematik aus den richtigen Gründen das Falsche getan haben. War die Idee, aus der Kernenergie auszusteigen, klug? Ist das übliche Credo zu Verzicht und Reduzierung wirklich zielführend? Löst es die Probleme der Welt, wenn wir weniger wachsen? Immerhin ging es selbst in der Natur noch nie um Reduzieren und Verzichten. Schauen Sie sich einen Kirschbaum im Frühling an. Der blüht! Kein Sparen, kein Vermeiden, kein Verzichten. Im Gegenteil. Der ist total verschwenderisch. Aber in seiner Verschwendung schafft er Leben für 200 andere Arten.

Und genau so könnte eine kluge Zukunftsstrategie aussehen. Es muss also weniger um Reduzieren und Verzichten gehen, sondern um Erfindungsreichtum und Kreativität. Denn die Geschichte der Innovationen zeigt eindeutig: Revolutionäre Durchbrüche kamen meist aus Bereichen, die man anfangs nie auf dem Schirm hatte. Porzellan wurde erfunden, weil die Alchemisten eigentlich Gold herstellen wollten. Tesafilm sollte ursprünglich Heftpflaster werden. Viagra wurde entdeckt, weil männliche Versuchspersonen ein Herzmedikament in der Testphase partout nicht mehr absetzen wollten. 

Eine geöffnete Tür stehend auf einer Wiese

Leider setzt die derzeitige Politik sehr wenige Impulse mit der ergebnisoffenen Haltung „Mal sehen, welche Ideen, Innovationen und Energieformen in der Zukunft entstehen werden“, sondern sie behauptet: „Wir wissen ganz genau, welche Technologien wir in 20 Jahren haben möchten. Und nur die fördern wir.“ Alles andere wird ausgeblendet, reglementiert oder verhindert. Gentechnik, Stammzellenforschung, Verbrennungsmotoren, Gasheizungen, Kernenergie, Fracking. So eine Stimmung vor 500.000 Jahren, und die Sache mit dem Feuer wäre nie genehmigt worden. Der Mensch ist innovativ und erfindungsreich. Die Steinzeit ist auch nicht zu Ende gegangen, weil es plötzlich keine Steine mehr gab.

Um die großen Herausforderungen der Energieversorgung zu lösen, benötigen wir daher mehr Technologieoffenheit und mehr Wettbewerb. Kreative Prozesse und revolutionäre Durchbrüche brauchen nun mal ihre Zeit. Man kann sie nicht von oben delegieren. Erst recht nicht von Menschen, die Becquerel für einen französischen Landwein halten und glauben, ein Lichtjahr ist die Stromrechnung für 12 Monate.

Es stimmt, wir haben derzeit noch keine umsetzbare Lösung für eine klimaneutrale, preisgünstige und gleichzeitig verlässliche Energieversorgung. Aber eine solche Lösung werden wir erst recht nicht bekommen, wenn wir mit planwirtschaftlichen Methoden die Kreativität der Experten einschränken und sie mit demokratisch fragwürdigen Verboten und Verzichtappellen gängeln.

Die Wissenschaft kann vielleicht die Höhe der Globaltemperatur im Jahr 2050 bestimmen. Aber kein Forscher der Welt kann eine fundierte Aussage darüber machen, welche Technologien eine zukünftige Gesellschaft zur Verfügung hat, um mit dieser Situation umzugehen. Daher liefert uns auch die Wissenschaft keine Patentrezepte, geschweige denn Lösungen, wie wir unsere Zukunft gestalten sollen. Sie bietet uns lediglich Methoden an, um immer bessere Erkenntnisse zu gewinnen auf deren Basis wir neue Wege für die Zukunft definieren können. Doch diese Zukunft ist und bleibt offen.

Man kann bei einem Fahrzeug, das auf einen Abgrund zufährt, natürlich auf die Bremse drücken und es dadurch verlangsamen. Aber man kann eben auch auf dem verbleibenden Weg Flügel entwickeln. Es gibt Tausende sich widersprechende Szenarien, wann genau der Produktionsgesellschaft die Rohstoffe ausgehen werden. Doch es gibt kein einziges Szenario, dass der Menschheit jemals gute Ideen ausgehen werden.

Lasst uns also lieber Flügel bauen und keine Bremsen!

Wir freuen uns, Vince Ebert als Speaker auf dem Energy for Future Leaders Kongress 2024 begrüßen zu dürfen. Mehr Eindrücke und Informationen erhalten Sie hier