Was verbindet Storytelling, TikTok-Trends und Balkonkraftwerke?
Erste Insights zu den Marketing Summer Days 2024 gefällig? Im Beitrag zeigen wir unter anderem auf, wie ein Berliner Start-up, das vor wenigen Jahren mit Tampons und Kondomen durchgestartet ist, die Energiewende mitgestalten möchte.
Konsumentinnen und Konsumenten für die Energiewende begeistern, Einsparpotenziale und Entwicklungen begreifbar machen – das ist eine der zentralen Herausforderungen Kommunikationsverantwortlicher im Energiesektor. Der Zukunftsindex von E.ON ist ein Beispiel der Umsetzung, Daten können die Pressearbeit enorm bereichern. Insbesondere wenn es darum geht, Bilder, Emotionen und Verständnis zu erzeugen. E.ON nutzt für die datengetriebene PR u. a. interne Daten, die entlang der digitalen Customer Journey anfallen, sowie öffentliche Daten des statistischen Bundesamts. Selbst der große E.ON-Konzern, in dem mittlerweile ein kleiner Personenkreis ausschließlich mit der Datenkollektion und -auswertung für die Kommunikationsarbeit befasst ist, hat einmal klein angefangen. Was es braucht, um das Storytelling mit datenbasierten Fakten zu bereichern, wird Stefan Moriße (Vice President External Communications & Media Relations, E.ON Energie Deutschland GmbH) bei den Marketing Summer Days am 25. und 26. September 2024 erläutern. Spoiler Alert: Klein anfangen ist möglich! Wir werden aufdecken, was jede/r bereits selbst machen kann.
Dass smarte Kommunikation nicht die Ressourcen eines europaweit aktiven Konzerns erfordert, zeigen die Stadtwerke Neumünster auf ihrem TikTok-Kanal. Mit teilweise über 400.000 Aufrufen pro Video wurde hier Content honoriert, der aktuelle Trends aufgreift und humorvoll Einblicke ins Unternehmen vermittelt. Catharina Haberland (Leiterin Marketing und Kommunikation, SWN Stadtwerke Neumünster GmbH) wird darlegen, wie der Kanal entstanden ist, wie die anfängliche interne Kritik überwunden werden konnte und wie er das Recruiting junger Talente unterstützt. Neben dem positiven Feedback auf Berufsmessen hat das Unternehmen sogar schon eine Bewerbung per TikTok-Video erhalten. Wie so oft im Marketing verdeutlicht diese Erfolgsstory, dass neuartige Maßnahmen Mut erfordern und nicht von Anfang an alle internen Stakeholder begeistern müssen. Umso wichtiger ist Unterstützung aus dem oberen Management.
Mut, Humor und junge Zielgruppen – das bringt uns unweigerlich zur Keynote von zweihorn ENERGY. Die Neugründung verspricht nicht nur Fairstainability und Integrität, sondern auch Freude an den dargebotenen Produkten. Wer mit offenen Augen durch den Drogeriemarkt dm läuft, erkennt die Marke einhorn anhand ihres unverwechselbaren und bunten Verpackungsdesigns. Mit Periodenprodukten und Kondomen erobert das Berliner Start-up seit 2015 die Herzen bewusster Konsumentinnen und Konsumenten. Die Co-Founderin von zweihorn ENERGY, Elisa Naranjo, die zuvor die Nachhaltigkeitsabteilung bei einhorn aufgebaut hat, weiß, wie Albernheit, Seriosität und Purpose miteinander einhergehen können. Bei den Marketing Summer Days vermittelt sie Einblicke in den Markenaufbau und dessen Bedeutung für Spaß und Leichtigkeit im Umfeld komplexer technischer Themen. Vorab hat Elisa uns einige Fragen beantwortet.
Energieforen: Warum eigentlich Balkonkraftwerke? Ist das nicht ganz schön weit entfernt von eurem ursprünglichen Geschäft?
Elisa Naranjo: Ja und nein. Einerseits sind wir damit weit weg von den Schlafzimmern der Haushalte. Andererseits haben wir uns überlegt: Was können wir eigentlich gut? Und wir können sehr gut eine Marke kreieren, die sich mit Liebe die Lieferketten anschaut und einen Impact generiert. Natürlich haben wir das Balkonkraftwerk nicht neu erfunden und das Kondom damals auch nicht. Die Technologie ist da. Gleichzeitig sieht man es sehr selten an den Balkonen, wenn man durch die Städte geht. Wenn man sich die bisherigen Produkte anschaut, werden eher technikaffine Menschen angesprochen und ich denke, da kann für andere Zielgruppen noch viel mehr Leichtigkeit reinkommen. Da sehen wir uns.
Energieforen: Was wollt ihr anders oder besser machen als bisherige Anbieter?
Elisa Naranjo: Ich glaube, es gibt einen Markt, der teilweise schon gesättigt ist. Das sind die First Mover, die technikaffinen Menschen, die wirklich Lust haben, sich ein Balkonkraftwerk zu kaufen und möglichst viel Strom selbst zu erzeugen. Gleichzeitig gibt es noch keine Marke, die mit Humor daherkommt – der kann generell nie schaden. Wenn man auf die Websites geht, sind da sehr viele technische Daten, die für die meisten Otto-Normalverbraucher überfordernd sind. Zudem sind viele Balkonkraftwerke eigentlich fürs Dach vorgesehen und werden einfach an Balkonen angebracht. Das kann man machen, hat aber keine gute Customer Experience zur Folge. Wir haben uns für Leichtmodule entschieden, die sehr einfach anzubringen sind und im Vergleich zu anderen Leichtmodulen kann man sie auch noch anwinkeln, sodass 30 % mehr Energieausbeute möglich sind. Bisher hat sich noch niemand auf die Fahnen geschrieben, tiefer in die Nachhaltigkeit und Fairness reinzugehen. Wir werden uns die Lieferkette ganz genau ansehen, aber auch ein Soli-Modell haben. Das bedeutet: Leute, die weniger finanzielle Mittel besitzen, bekommen Balkonkraftwerke geschenkt.
Energieforen: Wie finanziert sich das?
Elisa Naranjo: Bei unserem Crowdfunding werden Teile des Erlöses in einen Spendentopf kommen und damit Panels für Menschen mit geringem Einkommen finanziert. Sonst sieht man es sehr oft, dass Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sich entgegenstehen. Mit diesem Produkt zeigen wir aber, dass das nicht so ist. Man kann gleichzeitig etwas sozial Gerechtes tun und das Klima schützen. Für Personen, die unter Energiearmut leiden und die Mittel für ein Balkonkraftwerk gar nicht aufbringen können, ist das Produkt ja gerade relevant.
Energieforen: Welche Maxime treibt euer Marketing an? Welche Emotionen wollt ihr vermitteln und wie schafft ihr das?
Elisa Naranjo: Wir wollen Leichtigkeit vermitteln und den Menschen ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Wir wollen ein Gefühl von Wirksamkeit geben und sind dabei authentisch, ehrlich und nehmen die Leute mit. Unser Markenauftritt setzt sich zusammen aus dem, was wir selbst witzig finden und einem hohen moralischen eigenen Wertekompass. Wir sind als Start-up gestartet und haben uns ganz bewusst dazu entschieden, keine Investoren einzubeziehen. Per legaler Struktur, die wir uns auferlegt haben, können wir das Unternehmen nie verkaufen oder Gewinne daraus ziehen. Bei uns gibt es immer diesen Impact-First-Gedanken. Aus diesem Grund ist für uns auch unser Crowdfunding so wichtig. Wir haben nicht viel Geld im Hintergrund. Wir wollen schauen, ob die Kundinnen und Kunden unser Produkt mit unseren Wertvorstellungen haben wollen. Erst, wenn unser Funding-Ziel von ca. 5000 Stück erreicht ist, wird die Bestellung ausgelöst und 3 Monate später kommt dann das Produkt.
Energieforen: Wer ist die Zielgruppe für euer Balkonkraftwerk? Gibt es überhaupt eine Markenstrategie, die sich auf bestimmte Zielgruppen fokussiert?
Elisa Naranjo: Unser Marketingansatz geht nicht von der Zielgruppe aus. Dadurch, dass wir so sind wie wir sind, sprechen wir sicher immer eine bestimmte Zielgruppe an. Man weiß jedoch nie, wo man genau landet.
Energieforen: Wie kann man euch bei eurer Mission, die Energiewende für alle möglich zu machen, unterstützen?
Elisa Naranjo: Man kann uns gern im Crowdfunding oder dort ausschließlich das Soli-Paket unterstützen. Sharing is caring: Wir freuen uns über alle Menschen, die die Idee weitertragen und so Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Die aktuelle Kampagne läuft noch bis zum 09.04.2024.
Bei den Marketing Summer Days am 25. und 26. September 2024 ist bereits ein Rückblick auf die laufende Crowdfunding-Kampagne möglich. Wer mit Elisa ins Gespräch kommen und mehr erfahren möchte, nutzt am besten unser Early-Bird-Angebot – nur noch bis zum 4. April!
