Alles auf Anfang? – Das Comeback der Energiediscounter

Einschlägige Medienhäuser berichten in ihren Trendprognosen über eine auffällig steigende Wechselbereitschaft der Kundschaft auf dem Energiemarkt. Entscheidet also wieder vorrangig der Preis? Wie sollten sich Versorger dazu positionieren?

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Marketing und Vertrieb
Themen:
Energiemarkt Kundenbindung Energiedienstleistungen Kundensegmentierung Marke
Alles auf Anfang? – Das Comeback der Energiediscounter

Nach einem für den Energiemarkt turbulenten Jahr 2022, in welchem nahezu undenkbare Ereignisse eintraten, scheint es, dass zumindest in einer Sache wieder „Normalität“ einkehrt: Der Wettbewerb nimmt wieder an Fahrt auf. Einschlägige Vergleichsportale berichten einhellig über eine deutlich steigende Wechseldynamik der Kundschaft, quasi auf dem Niveau von Anfang 2021, stärker und vor allem früher als vermutet.

Kurzum: Die Energiediscounter sind zurück und stellen die etablierten Energieversorgungsunternehmen (kurz: EVU) vor zusätzliche Herausforderungen. Mitten in der Umsetzungsphase der Energiepreisbremse können die Endkundinnen und -kunden wieder zu vermeintlich günstigeren Angeboten wechseln. Also alles auf Anfang?

Die aktuellen Rahmenbedingungen für EVU sind herausfordernd, volatile Energiemärkte und eine hohe Inflation erschweren die Energiebeschaffung und Preiskalkulationen. Den Preiskampf gegen Energiediscounter kann ein seriös agierendes und lokal verwurzeltes EVU nicht gewinnen.

Das muss es jedoch auch nicht! Denn würden Kundinnen und Kunden Entscheidungen nur des günstigsten Preises wegen fällen, dann hätten etablierte Stadtwerke und EVU keine Kundschaft mehr. Ein vermeintlich günstigeres Angebot liegt immer vor. Vielmehr kommt es darauf an, eigene Stärken zu erkennen und diese auszuspielen. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, die eigene Kundschaft zu kennen und lokale Vertrauensvorteile gezielt zu nutzen.

Ein Notizzettel mit einem Fragezeichen

Konkret geht es um fünf Schwerpunktthemen, die etablierte Versorger dazu veranlassen sollten, sich folgende Fragen zu stellen:

  1. Wie „ticken“ meine Kundinnen und Kunden? Kann ich sie segmentieren und damit einerseits gezielter ansprechen und andererseits passfähige Angebote platzieren?
  2. Lassen sich – und wenn ja, wie –  Vorteile wie Erreichbarkeit, regionale Erzeugung, Wertschöpfung in der Region und möglicherweise auch Synergien aus dem Querverbund zu einem echten Mehrwert für die Kundschaft vor Ort bündeln sowie kommunizieren?
  3. Geht es um den Energiepreis in ct/kWh oder um das Gesamtangebot – also beispielsweise um nachhaltige und ökologische Energiedienstleistungen – auch für die Privatkunden? Wer, wenn nicht die lokal ansässigen EVU, sollten dafür die erste Ansprechperson sein?
  4. Wie steht es um das Image und die Glaubwürdigkeit des lokalen EVU und wie sehr hat beides, oft unverschuldet, durch die „Stürme“ der letzten eineinhalb Jahre gelitten?
  5. Wie kann man den vielfältigen Herausforderungen trotz starker Kapazitätsengpässe im eigenen Haus begegnen? Ist es bei spezifischen Problemstellungen sinnvoller, sich nach außen zu öffnen und Netzwerke zu nutzen, um gemeinsam mit anderen EVU sowie Partnern an Lösungen zu arbeiten?

Aus Sicht der Energieforen sollte man abschließend pauschal nicht von „Alles auf Anfang“ ausgehen. Vielmehr sollten die Erfahrungen der letzten zweieinhalb Krisenjahre nutzbar gemacht werden, um Investitionen in Kundenbindung, Regionalität, Energiedienstleistungen und die lokale Marke voranzubringen. All dies führt gebündelt mit den richtigen Werkzeugen und Methoden im eigenen Netzwerk langfristig zum Erfolg.

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